Frühzeit und Mittelalter –  Die Geburtsstunde unseres Reviers – Teil 2

Große Serie in BILD - Die Geschichte des Ruhrgebietes Frühzeit und Mittelalter - Die Geburtsstunde unseres Reviers

Burgen, Handelswege, Kaiserherrschaft – im Mittelalter erlebte das Ruhrgebiet seine erste große Blütezeit

06.03.2009 - 17:26 UHR
Von PROF. DR. KLAUS TENFELDE

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Kupferstich zeigt Dortmund 1611

Der Blick auf den Kupferstich zeigt Dortmund, wie es im Jahre 1611 aussah

Dortmunder Stadtrecht, das wiederum in jahrzehntelangen Kämpfen den Grafen von Dortmund abgetrotzt worden war, erlangte Bedeutung über die Grenzen der Stadt hinaus.

Als freie Reichs- und Hansestadt, als gewerbliches und kulturelles Zentrum, nicht etwa als Westfälische Metropole, wurde Dortmund ein in der Umgebung an Bedeutung allenfalls durch Soest erreichter Ort. Es war der Hellweg, schon in ältester Zeit die große west-östliche Handelsstraße, der im Kern den Ruhm begründete.

Diese bedeutende Vorgeschichte des Ruhrgebiets unterschätzt man leicht angesichts von Kohle und Stahl aus späteren Zeiten. Dabei war und ist sie ebenso reich an Burgen und Schlössern, an bedeutenden Sakralbauten und Schätzen der Kunst wie viele andere Regionen in der Mitte Europas!

Von der Kohle ist aber in den alten Quellen kaum die Rede. Eher schon sprach man vom Eisen, jenem so wichtigen Rohstoff, der damals aber noch nicht im Ruhrgebiet verarbeitet wurde.

Südlich des Ruhrgebiets, im Bergischen Land und bis nach Hagen und Iserlohn, entstand deshalb eine frühe Eisen verarbeitende Industrie. In den flussreichen Tälern dröhnte so mancher Eisenhammer, betrieben durch Wasserkraft. Unentbehrliche Gegenstände des Handwerks, Schaufeln, Pflüge und Messer und nicht zuletzt die Werkzeuge des Krieges, wurden hier geschmiedet.

Davon ist, nach Norden hin, allenfalls das Ruhrtal berührt worden. Und die Kohle, die konnte man so recht noch gar nicht gebrauchen. Sicher, es gibt die Legende vom Hirtenjungen, der sich am nächtlichen Feuer wärmte und anderntags bemerkte, dass die „Steine“ immer noch glühten. Das klingt hübsch, ist aber frei erfunden: Wer hier als Bauer seine Felder bestellte und Holz im Wald schlug, dürfte immer schon die „schwarzen Steine“ gefunden und hier und da genutzt haben. Je teurer die Holzkohle wurde, umso besser wurden die Chancen für die Steinkohle: für das Schmiede- und Bäckerhandwerk etwa, bald dann für den Hausbrand in den Städten. Als dies begann, im hohen und späten Mittelalter, blühte längst der Bergbau auf Silber, Salz und andere Erze in vielen Regionen Mitteleuropas – nicht hingegen im Ruhrgebiet.

Erste Quellen über eine gewisse „Kohlegräberei“ bei Dortmund sind aus der Zeit um 1300 auf uns gekommen.

Damals waren die belgischen Reviere um Lüttich weit besser entwickelt, und die große Stadt Köln dürfte von dort oder aus dem Eschweiler Raum Kohlen bezogen haben. Über die Verschiffung von Kohlen wird aus Ruhrort erstmals 1471 berichtet. Die älteste fürstliche Bergordnung für unsere Region, diejenige für Jülich, Kleve, Berg und Mark aus dem Jahr 1542, erwähnt die Steinkohle gar nicht. Aber in der Umgebung von Essen dürften damals erste „Gewerken“, das sind die Unternehmer des Bergbaus, die Chancen der Kohle dort erkannt haben, wo sie, im „Ausbiss“ beidseits der Ruhr, offen zutage trat. Das ging noch wenig geordnet vor sich.

Es waren preußische Beamte, die an der Wiege des modernen Ruhrbergbaus standen

Auch die Preußen, seit 1609 Herren in der Grafschaft Mark, ließen sich reichlich Zeit. Erst im 18. Jahrhundert, namentlich in der Regierungszeit Friedrich des Großen (1740-1786), kam Ordnung in die Dinge. Nun wehte ein anderer Wind, denn die Staaten waren sich, in diesem Zeitalter des „Merkantilismus“ (Sammelsurium verschiedener wirtschaftspolitischer Ideen und Politiken...), der natürlichen Reichtümer ihrer Ländereien bewusst geworden. Seit 1766 galt eine „Revidierte Bergordnung“, freilich längst nicht überall, aber dieses Regelwerk ist 1768 durch ein „Reglement für die Bergleute“ ergänzt und in der Folgezeit mühsam durchgesetzt worden. Es waren preußische Beamte, die an der Wiege des modernen Ruhrbergbaus standen, oft zum Leidwesen der Gewerken. Fortan, und über rund 100 Jahre, wurde der Bergbau im Ruhrgebiet „unter der Direktion“ des Staates eifrig gefördert.

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